"Nur für Ecuadorianer"

Ob Berg, Vulkan oder bunter Sonntagsmarkt,

unsre gemeinsame Zeit hat sich in mein Herz geparkt.

 

War die Aussicht auch nicht wirklich klar,

immerhin waren wir zusammen da.

 

Vergaßen wir auch Manicho und Galak,

und wurde nicht befriedigt unser Kunstgeschmack,

 

die Tage mit Dir in Quito waren toll.

Ich vermiss‘ Dich voll!

 

Das hier ist mein erstes Liebesgedicht an Dich, C. d. A.!

 

 

10$. Ich habe 10$ für mein Taxifahrt vom Carcelen Busterminal in Quito zur WG meiner Mitfreiwilligen bezahlt. Das sind gut 5$ mehr, als eigentlich angebracht gewesen wären. Aber ich war einfach zu müde und wollte unbedingt schnell dorthin. Und der Taxifahrer, der sich gleich an mich rangequatscht hatte, als ich aus dem Bus gestiegen bin, hat wirklich überhaupt nicht mit sich verhandeln lassen und alle anderen waren schon belegt. Na gut, also keine weiteren 5 Minuten diskutieren, sondern einsteigen und endlich Charlie wiedersehen! Denn die wartete schon in einer kleinen tienda in der Avenida la Florida, der Straße in der die WG liegt, auf einem kleinen Hocker, den der Besitzer ihr freundlicherweise bereitgestellt hatte, da es draußen schon dunkel, kalt und verregnet war – Quito halt, abends um halb 8.

 

Unsere Freude über unser Wiedersehen nach knapp einem Monat wurde jedoch erst einmal etwas in den Hintergrund geschoben, als wir vor der verschlossenen Tür der Quiteño Freiwilligen standen. Fenja, Sören und Jonathan waren auf einem Konzert am anderen Ende der Stadt und Annelie lag krank und schlafend in ihrem Bett. Nach 10 Minuten voller „Hoolaaaa buenas noocheees! Könnte uns bitte jemand die Tür aufmachen? Wir sind Freunde der Deutschen! Hoolaaa?!“ öffnete uns endlich ein älterer Mann, einer der Nachbarn, die Außentür und wir konnten uns und unsere Sachen unters Dach stellen. Er war sich wohl nicht so ganz sicher, ob er uns vertrauen könne, aber wir versicherten ihm, dass die anderen zuhause seien und Annelie lediglich schlafe, wir sie aber wecken würden, damit sie uns in die Wohnung lassen könne. Nach weiteren Minuten voller Geklopfte, Gerufe und dem ein oder anderen Taschenlampenstrahl durch das Fenster ihres Zimmers, zu dem wir nun endlich hin konnten, wachte Annelie tatsächlich auf und konnte uns in die Wohnung lassen. Hier noch einmal Entschuldigung für jegliche Ruhestörung!

 

Nachdem wir uns dann im Wohnzimmer unser Matratzenlager hergerichtet hatten und ich noch einmal losgegangen war, um unsere geliebten Schokoriegel – Manicho = Charlie ; Galak = Lea – zu kaufen, quatschten wir noch eine Weile und schliefen dann glücklich nebeneinander ein, hach.

 

Am Samstagmorgen zeigte sich das Wetter in Quito dann auch nicht unbedingt von seiner besten Seite und es regnete als wir uns auf den Weg zum TeleferiQo machten. Diese Seilbahn bringt einen von knapp 2800m innerhalb von 18 Minuten auf eine Höhe von 4050m, auf den Vulkan Pichincha. Die Fahrt nach oben und später dann wieder runter kostet 8,50$ pro Person, aber wir hatten gehört, dass man mit einem Freiwilligenausweis wie dem von Charlie 50% Rabatt bekommen würde. Das probierten wir natürlich gleich mal aus, denn 8,50$ sind eigentlich schon nicht gerade wenig. Ich meine, das wären 17 Galak-Riegel. Aber die Dame am Schalter entgegnete uns nur mit einem uns inzwischen schon bekannten Satz: „Solo para ecuatorianos.“ – Nur für Ecuadorianer. Also zahlten wir brav den vollen Preis, denn mit einem ecuadorianischen Pass konnten wir leider nicht dienen.

 

Oben regnete es dann zwar nicht mehr, da wir uns wohl über den Regenwolken befanden, aber die wohl normalerweise so atemberaubende Aussicht über die Stadt und die umliegenden Vulkane versteckte sich trotzdem hinter einer scheinbar undurchdringbaren weißen Wand. Da wir aber nun schon mal oben waren, wollten wir auch ein bisschen laufen – dass wir den Pichincha bei diesem Wetter wirklich ganz erklimmen würden, hatten wir zu diesem Zeitpunkt schon von unserem Tagesplan gestrichen.

 

Letztendlich machten wir es dann in den nächsten 3 Stunden aber doch bis zum letzten kurzen Stück des Aufstieges – dem Kletterteil. Hier beendeten wir bei Sonnenschein, einer doch recht guten Aussicht auf die Stadt und Brötchen und Banane unsere Wanderung. Denn zum einen schlichen sich bei Charlie Kopfschmerzen an – was bei einer Höhe von inzwischen knapp 4600m auch verständlich war – und zum anderen war uns bei dem immer noch feuchten Wetter einfach nicht nach Klettern an einem recht steilen und hohen Vulkan. Obwohl wir also den Gipfel an diesem Tag nicht ganz erreichten, waren wir mehr als zufrieden mit uns, denn die Höhe hatte uns und unseren Lungen wirklich zu schaffen gemacht, aber wir hatten die asiatische Touristengruppe locker hinter uns gelassen, mit einem recht fitten Paar und einem noch fitteren, aber auch sehr gebrechlich wirkendem älteren Herren große Teile des Weges geteilt und als wir wieder an der oberen TeleferiQo Station ankamen, konnten wir doch noch von einer netten Schweizerin ein schönes Bild von uns beiden mit der Stadt im Hintergrund machen  lassen.

Nachmittags ging es dann in die auch bei Regen immer noch wunderschöne Altstadt Quitos, es gab leckere Burritos zum Abendessen und zusammen mit Leonie und einer großen Menschenmenge feierten wir danach noch auf der Plaza del Teatro die laufenden fiestas de Quito (= das Stadtgründungsfest Anfang Dezember). Die Stimmung war mitreisend und trotz leichtem Nieselregen ausgelassen. Das Publikum wollte die Gruppe mit dem Namen Papaya[irgendwas] gar nicht mehr von der Bühne lassen und der Moderator musste die Bühne zweimal wieder verlassen, ohne sich durchsetzen zu können und die nächste Band anzukündigen. Alle konnten alle Texte aller Lieder und auch wir versuchten uns immer wieder bei den Refrains, die meist wirklich einprägsam waren. Um den Abend abzuschließen tranken wir dann noch zwei Mojitos (Leonie + ich) und ein Bier mit Salz und Zitrone (Charlie) in der Mariscal, dem Ausgehviertel Quitos.

Sonntagmorgen machten Charlie und ich uns dann mit all unserem Sach und Pack auf den Weg zum Museum des berühmtesten ecuadorianischen Künstlers Guayasamín (s/o an alle Kunstabiturienten und Frau Sedo am Berg), denn laut Charlies Reiseführer und dem Internetz war der Eintritt sonntags frei. Als wir nach einer kurzen Taxifahrt, da der erhoffte zweite Bus nicht kam, dann vorm Museum standen, folgendes: „8$ por favor.“ Bitte? Aber wir hatten gehört, dass … „Solo para ecuatorianos.“. Danke. Dann also kein Kunstmuseum für uns. Ist das eigentlich rassistisch oder Diskriminierung? Wahrscheinlich gibt es diese Regelungen hier auch einfach oft, damit nicht nur die Touristen Museen etc. besuchen, sondern auch die Ecuadorianer selbst, aber so ganz fair fanden wir das in dem Moment dann nun wirklich nicht mehr. Und sauer auf Reiseführer und Internet waren wir auch. Aber Manicho, Galak und mehrere wirklich sehr coole Graffitis auf dem Weg zurück zum Parque Carolina entschädigten und besänftigten unsere Gemüter dann doch wieder.

 

Es dauerte bis wir den richtigen Bus zum Carcelen Busbahnhof fanden, aber so konnten wir noch ein wenig durch den schönen Park mit den vielen Möglichkeiten Sport zu treiben schlendern und uns die Location für das große Konzert des Sängers von „la camisa negra“ (wahrscheinlich das erste spanische Lied, das ich mit 4 Jahren kannte), das hier am Abend anlässlich der fiestas stattfinden würde, anschauen.

 

 

Von Carcelen aus ging es dann nach Otavalo. Charlie wurde auf dem Markt sehr fündig und auch ich kaufte mir einen super weichen Schal. Nach Kaffee und Zitronenkuchen bzw. Wasser und 4 Honigbroten in einem niedlichen Café trennten sich dann aber auch schon wieder unsere Wege. Ich verabschiedete Charlie in einen Bus zurück nach Quito, wo sie noch bis Montagabend bleiben würde und ich stieg in den nächsten Bus weiter nach Ibarra. Aber unsere Trennung ist ja auch dieses Mal nicht von langer Dauer, denn in der Zeit zwischen Weihnachten und Silvester kommt sie mich dann auch endlich ganz bei mir hier in Ibarra besuchen.
Ich freu mich schon auf unsere gemeinsamen Kochabende und die Zack Efron Filme, Charlie!