Ein typischer Tagesablauf während meiner ersten beiden Arbeitswochen

  

05:40

 

Der Wecker klingelt - ich drücke auf Schlummern und drehe mich nochmal rum.

 

05:43

 

Der 2. Wecker mit etwas motivierenderem Lied klingelt - ich stehe auf.

 

05:49

 

Der erste Wecker klingelt wieder und erinnert mich - nachdem ich gerade vom Duschen komme - daran, dass es schon 10 vor 6 ist und ich noch folgendes tun muss:

- mich anziehen
 - Zähne putzen

- Haare zusammenbinden

- Gesicht (und evtl. Arme) mit 50er Sonnencreme schützen

- eine Tasse Milch oder Wasser trinken und evtl. eine Handvoll Müsli essen.

 

06:10

 

Ich trage mein Fahrrad unsere Treppe hinunter und fahre los zur Arbeit.

 

06:25/30

 

Ich komme im Parque Yuyucocha, meinem Arbeitspatz, an - unterwegs habe ich vielleicht noch bei der panadería (= Bäckerei) gehalten und mir ein süßes Brötchen gekauft.

 

06:30

 

Ich betrete Yuyucocha 1, das Haus in dem ich arbeite, mit einem „¡Hola! buenos días“ und werde von mehr oder weniger fertig angezogenen, oft noch frühstückenden Kindern und einer meistens leicht gestressten Educadora (= im Prinzip wie eine Hausmutter) empfangen – mein Arbeitstag beginnt.

 

06:40

 

Eigentlich sollen wir uns ja schon um 6:30 Uhr auf den Weg zur Schule machen, aber meistens müssen noch die Zähne geputzt werden, die Rucksäcke mit frischem Obst bestückt und die Gürtel richtig zugemacht werden, bis wir uns dann zu dritt - José (5 J.), Josefina (7 J.) und ich (18 J.) - auf den Weg zur großen Straße machen, an der der Bus zur Schule fährt.

 

Die genauen Uhrzeiten sind dann im Folgenden erstmal nicht wirklich zu bestimmen, da jeder Morgen anders verläuft und es auf unterschiedliche Begebenheiten ankommt:
Treffen wir noch im Park auf die 3 Kinder aus dem anderen Haus (Yuyucocha 2)? Können wir partout nicht los ohne die anderen Kinder? Finden wir auf dem Weg einfach zu viele interessante Dinge zum Aufheben und Mitnehmen? Muss einfach mit den anderen Kindern rumgetrödelt oder noch (mit den auf dem Weg gefundenen Sachen) gespielt werden? Führt das zu Streit?

 

Letztlich sollten wir aber eigentlich um 7:00 Uhr an der Grundschule ankommen, in welche die 2 Kinder, die ich bringe und die 3 anderen Jüngeren aus Yuyucocha 2, gehen. Meistens ist es aber kurz bis 20 nach 7 – hängt letztlich auch vom Bus ab. Denn einen Fahrplan gibt es hier nicht, genauso wenig wie Haltestellen. Aber meistens kommt er schon irgendwann und man winkt einfach, er hält und man kann mit den Kindern einsteigen. Um ein mittelgroßes Drama zu vermeiden, gebe ich dann meistens Josefina die 60ct für uns 3 und lasse sie diese dem Busfahrer bezahlen. Man muss hier eben die Kompromisse und Wünsche kennen.

 

Nachdem die Kinder in der Grundschule abgegeben sind und das Tor verschlossen wurde (hat hier schone ein bisschen was von Gefängnis), laufe ich (entweder alleine oder mit einer Mitfreiwilligen zusammen) wieder zum Park zurück, was ein Fußweg von ca. 15 Minuten ist.

 

07:30

 

Wieder im Haus angekommen, erledige ich das, was eben gerade so ansteht. Das könnte sein: Wäsche aufhängen, das Baby (10 Monate) füttern, wickeln und umziehen, das andere Kleinkind (fast 2 Jahre) umziehen und fertig machen für den Kindergarten, Geschirr abtrocknen und einräumen, ...

 

07:50

 

Zusammen mit Ester, dem Kleinkind, mache ich mit auf den Weg zum Kindergarten. Um 8 Uhr sollen wir da sein. Wir laufen durch den ganzen Park bis zu Yuyucocha 2, wo wir dann meistens auf Sami, das Baby von dort treffen, was gerade ebenfalls mit einer Freiwilligen auf den Weg dorthin ist.
Dieser Weg kann dauern. Die Kinder sollen selbst laufen, aber gerade Ester hat da im Moment nicht so wirklich Lust drauf und lässt sich lieber tragen. Also geht es mit Gemecker und kleinen Tränen an beiden Händen genommen den Weg hinterm Park hoch Richtung Kindergarten. Aber es wird jeden Tag besser – zusammen mit Sami läuft es sich meistens sowieso noch besser, wenn auch noch langsamer. Aber wir haben ja Zeit. Denn zum Glück ist es hier auch oke 20 Minuten zu spät zu kommen, da man sicherlich nicht die letzte ist und sowieso gerade noch mehr Kinder eintrudeln - das gilt übrigens auch für die Grundschule.

 

08:15

 

Ich habe es geschafft Ester im Kindergarten abzugeben. Puh.

 

08:30

 

Wieder zurück im Haus. Jetzt sind von den 8 Kindern, die zur Zeit hier wohnen nur noch 3 da. Das Baby, ein Junge (12 J.), der erst nachmittags Schule hat und ein Mädchen (19 J.).

Meine Aufgaben sind sehr unterschiedlich - wie auch schon zuvor eben das, was gerade so anfällt. Aber in dieser Zeit ist es meistens sehr ruhig weshalb um

09:00

 

Educadora Frühstück ist. Ich koche Kaffee Wasser und wir sitzen zu dritt (denn es ist gerade „Schichtwechsel“) am Tisch und frühstücken Brötchen und manchmal gibt es dazu noch so etwas Besonderes wie Ei, Rührei, Pfannkuchen oder Kartoffeln.

 

09:50

 

Ich mache mich auf den Weg, um José wieder von der Schule abzuholen, meistens zusammen mit der Freiwilligen aus Yuyu 2, da dort auch ein Junge nur bis 10 Uhr Schule hat in den ersten beiden Schulwochen.

 

10:00

 

José hat Schule aus.

 

10:15

 

José verlässt das Schulgelände. Meistens gibt es noch irgendwas oder irgendjemanden, was/der ihn aufhält. Unser Weg zurück zum Park beginnt. Zumindest sollte er das.

 

10:40

 

Wir sind immer noch unterwegs. Wie weit wir inzwischen gekommen sind, hängt wieder einmal von mehreren Faktoren ab.

Liegen einfach viel zu vielen interessante Gegenstände (Müll) auf dem Weg, die man unbedingt inspizieren und bestenfalls mitnehmen muss? Bekommt man die Schuhe einfach nicht gebunden, weil die Schleife einfach nicht hält und sich andauernd der Schulkamerad einmischt und einem helfen möchte? Ist man wegen irgendetwas beleidigt oder will man einfach nicht laufen? Der Gehweg ist sowieso viel bequemer, wenn man sich hinsetzt und schmollt.

 

11:00

 

Meistens sollten wir inzwischen nun aber wieder im Haus angekommen sein und ich erinnere José immer wieder daran, dass er doch bitte jetzt seine Schuluniform ausziehen und sich umziehen soll, dass sie nicht dreckig – oke noch dreckiger - wird. Das ist nicht so leicht bzw. geht nicht so schnell, wie man denken mag.

Das Versprechen, die Füße zu kitzeln, wenn man die Schuhe und die Socken auszieht, beschleunigt den Prozess meistens und danach kann dann auch endlich gespielt werden – entweder mit den anderen Kindern im Haus, aber natürlich noch lieber draußen im Park. Dort kann man super auf der Hängematte sitzen, während die Kinder Löwenzahnsammeln, den ich dann zu Armbändern etc. weiterverarbeite. Sie stabilste Taktik dafür wird noch weiterausgearbeitet …

 

12:15

 

Mittagessen der jüngeren Kinder, des Babys und mir.
Als Mittagessen gibt es eigentlich immer Suppe (verschiedene Arten von Gemüsesuppe mit Nudeln, Kartoffeln, Mais, einer Art Wurzel, Kochbanen, ab und zu Fleisch und immer anderem Gemüse) und danach Reis mit Linsen/Bohnen/Kartoffeln/einem kartoffelähnlichem Gemüse/Fleisch und Salat. Das Essen hat mir bis jetzt immer geschmeckt und ich kann mich nicht beklagen! Bis jetzt habe ich scheinbar noch nicht genug vom Reis …

 

12:45

 

Mittagessen der älteren Kinder, die inzwischen alleine aus der Schule zurückgekommen sind.

 

13:00

 

Danach heißt es dann abspülen (das macht jedes Kind selbst) und ich trockne dann das Geschirr ab und räume es ein.

Inzwischen ist dann auch eigentlich immer die Wäsche vom Morgen trocken und ich kann sie abhängen und zusammenlegen. Ich muss sagen, das mache ich wirklich gerne. Ist das komisch?

 

13:20

 

Jetzt ist meistens wieder Zeit, um mit den Kindern zu spielen oder bei den Hausaufgaben zu helfen.

 

13:50

 

Ich mache mich auf den Weg zum Kindergarten, um Ester abzuholen.

 

14:20

 

Wir sind wieder zurück im Haus und obwohl das Nachhauselaufen wohl wieder recht schlimm war, freut sich Ester die anderen Kinder zu sehen und ist mir auch schon nicht mehr böse, dass ich sie nicht den ganzen Weg zurück getragen hab. Es ist wirklich jedes Mal eine Erleichterung zu sehen, dass die Kinder nicht nachtragend sind, wenn man mal etwas strenger zu ihnen sein musste oder nun mal nicht alles nach ihrem Willen ging. So eine kleine Umarmung mit klebrigen Fingern und laufender Nase tut schon immer gut.

 

14:30

 

Feierabend.
Ich fahre mit dem Fahrrad wieder zurück zur WG, nachdem ich mich von allen Anwesenden bis zum nächsten Morgen verabschiedet habe.

 

14:45

 

Ich halte beim Bäcker und decke mich mit süßen Brötchen und Croissants für den Nachmittag ein.

 

15:00

 

Endlich wieder zu Hause in unserer Freiwilligen WG.

Wenn Swantje, meine Mitfreiwillige, und ich zur selben Zeit gearbeitet haben und zusammen nach Hause gefahren sind, lassen wir es uns erstmal bei Kakao und Kaffee und unseren Errungenschaften vom Bäcker gut gehen. Eventuell findet sich hier noch einmal Zeit für die Hausaufgaben der Sprachschule, dem Vorbereiten eines Blogbeitrages, das Lesen und Beantworten von Nachrichten oder einfach nur zum Unterhalten über die Geschehnisse des Tages. Denn wir sind eigentlich immer ziemlich kaputt nach diesen 8 Stunden in Yuyucocha.

 

16:00

 

Sprachschule – zumindest 3mal die Woche für eine Stunde.

 

17:00

 

Freizeit.
Immer unterschiedlich: Man geht einkaufen, geht zum Sport oder entspannt einfach gemeinsam in der WG – man findet definitiv immer was zu tun! Etwas früher am Tag ist diese Freizeit auch immer ein guter Moment, um mal nach Hause zu telefonieren.

 

19:00 -
20:00

 

Abendessen.

Entweder sind wir unterwegs, kaufen uns etwas bzw. essen in einem Restaurant oder wir kochen in der WG. Meistens Nudeln. Oder die aufgewärmte Pizza bzw. das chinesische Essen vom Vortag – wir finden schon immer was!

 

20:00

 

Salsa Tanzkurs – zumindest immer Mittwoch und Donnerstag.

Swantje und ich freuen uns wirklich immer schon Tage zuvor auf diese Stunde! Es macht unheimlich Spaß, man kann wirklich mal abschalten und hier lernt man einfach neue Menschen kennen, die immer interessiert sind, woher man denn komme und was man hier mache – das Unterhalten ist eigentlich noch wichtiger und effektiver als die Sprachstunden. Das kann ich wirklich jedem ans Herz legen, der eine Sprache lernen will! Geht dorthin, wo Ihr darauf angewiesen seid, diese Sprache zu sprechen und Euch einfach über alltägliche Sachen unterhalten könnt! Der einzige Negativpunkt hier ist im Moment nur leider noch, dass man beim Tanzen doch recht oft auf seine deutsche bzw. europäische Herkunft reduziert wird und man als Kompliment dann gesagt bekommt, dass man für eine Deutsche ziemlich Rhythmus habe. Ähm Danke. Einfach nur das wirklich Positive hören und sich darüber freuen! Die werden schon noch sehen, dass auch wir deutschen Mädels vielen Damen hier in nichts nachstehen, was das Tanzen angeht … ! 😊

 

21:00

 

Freizeit.
Immer unterschiedlich: Wir schauen zusammen einen Film, jeder schaut ein oder zwei Folgen seiner Lieblingsserie, man beantwortet Nachrichten seiner Lieben, schreibt an seinem Blog (wie jetzt gerade), duscht, isst nochmal was, ist noch unterwegs, plant schon einmal das nächste Wochenende oder unterhält sich einfach nur.

 

22:00 -22:30

 

Ich gehe ins Bett. Ich ärgere mich, dass es schon wieder so spät geworden ist und ich nur noch knapp 7 Stunden Schlaf vor mir habe – „Morgen gehe ich früher ins Bett!“ ... jaja
Gute Nacht!