Die erste Woche in Ecuador - Quito

Während der Taxifahrt zur WG der 4 Quiteños (= die Freiwilligen des Projekts in Quito) ging es bergauf und bergab und mir war immer noch schlecht vom Flug, aber die wunderschönen und grünen (!) Berge, die die Hauptstadt Ecuadors auf 2800m Höhe umgeben, ließen mich nicht mehr los. Die Stadt an sich war dann in den nächsten Tagen durchaus erst einmal gewöhnungsbedürftig, denn dank des andauernden und starken Straßenverkehrs, ist die Luft, die einem zu Beginn sowieso schon recht dünn vorkommt, nicht gerade schön einzuatmen, es ist laut und im Zentrum auch einfach voll. An vielen Ecken wird Essen angeboten, was gerade frisch angebraten oder frittiert wird und das Obst in den Plastiknetzen wird im Vorbeigehen lautstark angepriesen. Immerhin herrscht keine stickige Hitze - was auf dieser Höhe auch etwas ungewöhnlich wäre - stattdessen friert man bei Wind eher noch. Das bedeute aber nicht, dass man sich nicht mit reichlich Sonnencreme beschmieren sollte - Sonnenbrand bekamen einige meiner Mitfreiwilligen nämlich schon nach den ersten beiden Tagen.

 

Das soll jetzt aber nicht heißen, dass mir diese Stadt gar nicht gefallen hat. Im Gegenteil.

 

Denn nachdem wir am frühen Sonntagabend dann endlich in der WG der Quiteños ankamen, schlugen wir unser Lager auf (jeweils zu zweit im Zimmer, da es nun mal nur 4 Zimmer gibt), schlossen schon einmal die Gasflasche für das warme Duschen an (funktionierte erst nach 2 Tagen, da wir die Batterien falsch eingesetzt hatten), aßen noch eine Kleinigkeit und fielen dann müde auf die Matratzen. Und am Montag, unserem ersten richtigen Tag hier in Ecuador, zogen wir dann gemeinsam mit unserer ecuadorianischen Mentorin Patricia mit dem Bus (0,25$ pro Fahrt - egal wo hin) los ins Zentrum, um unser Visum registrieren zu lassen. Als wir die Warteschlange vor der Behörde und die Menschen, die Saft und Essen an kleinen Ständen für die Wartenden verkauften, sahen, stellten wir uns schon auf einen recht öden Vormittag/Mittag/Nachmittag ein. Aber nach 10 Minuten konnten wir schon wieder gehen, denn die zuständige Abteilung habe für ein Jahr geschlossen und wir sollten beim Reisen einfach immer unsere vollständigen Visa-Dokumente mitführen und dann passe das schon. Oke. Erstmal Mittagessen.

 

Für 3,50$ gab es dann das erste richtige ecuadorianische Essen (mal abgesehen von den süßen Brötchen zum Frühstück): Salatbuffet, Gemüse-Fleisch-Knödel-Suppe, arroz (= Reis) con carne (= Fleisch) o pollo (= Hähnchen) – das pollo hat hier als Fleisch irgendwie eine Sonderstellung – mit einer leckeren süßen Kochbanane und so viel frischem Obstsaft, wie man wollte. Es war wirklich lecker und obwohl das natürlich nicht das günstigste almuerzo (= Mittagessen / Mittagsmenü) war und wir auch in den nächsten Tagen und Woche bis jetzt immer auf unser Essen geachtet haben, bin ich erstaunt, dass das Essen hier noch keinem unserer empfindlichen mitteleuropäischen Mägen blöd kam.

 

Was ich aber eigentlich sagen wollte - ein paar Absätze weiter oben - : Die Altstadt von Quito, die wir im Anschluss besuchten, nachdem wir uns auf dem Weg noch ecuadorianische Sim-Karten besorgten, um mit der Welt zu Hause Kontakt aufnehmen zu können, ist wunderschön! (Entschuldigt bitte die vielen Nebensätze, aber ich habe einfach viel zu erzählen und habe Angst etwas zu vergessen!)

 

Wunderschöne Altstadt, genau. Weiße Kolonialbauten, unzählige Kirchen und mit Palmen und buntblühenden Sträuchern und Bäumen gesäumte Plätze. An diesem Tag konnten wir ebenfalls schon einen Blick auf den Engel, der über die Stadt wacht und abends beleuchtet wird, werfen. Zu diesem stiegen wir einige Tage später auch noch hinauf und genossen die Aussicht von dort oben (der Berg heißt Panecillo (= Brötchen)).

 

Am zweiten Tag machten wir 7 Freiwillige uns dann auf den Weg zum Mitad del Mundo, dem Denkmal, das auf dem Äquator steht und etwas nördlich von Quito liegt. Schon beim Stöbern in unseren Reiseführern wurden wir dann aber eines Besseren belehrt, nämlich dass man sich damals um einige hundert Meter vermessen habe und der Äquator eigentlich nicht genau dort verlaufe … Diese Tatsache ignorierten wir dann aber einfach mal herzlich und schossen fleißig Bilder vor Ort und man muss sagen, dass die ganze Anlange (kleine Museen, Streichelzoo, Planetarium, …) dort auch einfach einen Besuch wert war – exakter Äquator hin oder her.

 

Anschließend wollten wir eigentlich noch zum „El Crater“, einem alten inzwischen besiedelten Vulkankrater nur einige Kilometer weiter – da wir aber die Entfernung etwas unterschätzen und google maps auch nicht so recht Auskunft gab, brachen wir diese kleine Wanderung ab, denn im dunklen – also so ab 18.30 Uhr – wollten wir gerne wieder im Bus nach Quito sein und nicht in den etwas zwielichtigen Vororten. Die Landschaft war trotzdem einzigartig zu betrachten und wir beschlossen alle in diesem Jahr noch öfter gemeinsame Touren zu unternehmen. Unterwegs trafen wir übrigens nach 2 ½ Tagen in Ecuador auch auf die ersten anderen Deutschen, die ebenfalls auf dem Weg zum Crater gewesen und umgekehrt waren.

 

An diesem Abend trafen wir dann auch eine ehemalige Freiwillige der Ecuador Connection, Ines, die 2015/16 in Quito gewesen war und für die nächsten 5 Wochen nun wieder hier sein und arbeiten wird. Gemeinsam mit ihr und ihrer ecuadorianischen Freundin Caren kochten wir Ceviche, eine Art kalte Suppe mit allen möglichen Zutaten, von Orangen- und Limettensaft, Shrimps, Zwiebeln und Bohnen bis hin zu Kräutern, Essig und Öl. Wir kauften eigentlich alles, was es in den kleinen tiendas (= Läden) an den Straßenecken so gab. Ich denke, es wird zwar nicht mein Lieblingsessen werden hier – dafür gibt es viel zu viele leckere Brötchen und außergewöhnliches Obst – aber lecker und zu empfehlen, wenn man mal hier sein sollte, ist es auf jeden Fall!

 

Nachdem wir am Mittwoch dann am Vormittag zusammen mit den Quiteños deren Projekt besuchten, den Nachmittag in der Stadt verbrachten und am Donnerstagvormittag hinauf auf den Panecillo stiegen, fuhren wir 3 Ibarreños am Donnerstagabend gegen 17 Uhr dann endlich los in unsere neue Heimatstadt – Ibarra.

 

Die  Busfahrt dauerte knapp 2 ½ Stunden und verging dank des Ausblickes (bis es dunkel wurde) und dem Film, der im Bus lief (Fast & Furious – inzwischen haben wir festgestellt, dass hier in den Fernbussen gerne solche Action Filme laufe … beruhigend wirkt das auf die Fahrt und die Bedenken über die Verkehrssituation hier nicht unbedingt!) recht schnell.

 

In Ibarra schliefen wir dann für diese erste Nacht erst noch einmal in der alten Freiwilligen-WG, die wir aber dieses Jahr nicht wieder beziehen werden, sondern in einer neuen Bleibe untergekommen sind. Richtig eingezogen und angekommen sind wir da also auch immer noch nicht, aber das sollte in den nächsten Tagen schon noch werden und ich war einfach nur froh endlich in Ibarra angekommen zu sein und diese wirklich schöne und angenehme Stadt in den nächsten Tagen und Wochen besser kennen lernen zu können.

 

 

Und ich kann sagen – da ich diesen Eintrag nun nach etwas mehr als 2 Wochen hier und einem etwas anstrengenden Reisewochenende schreibe – dass diese Stadt wirklich schon meine kleine neue Heimat geworden ist.