Die ersten Wochenenden

1 – (02. und 03.09.) – Ibarra  

 

Unser erstes richtiges Wochenende hier in Ecuador verbrachten wir, wie die Tage zuvor, mit Ankommen, Umziehen, Einziehen und Einleben in unserer neuen Heimatstadt Ibarra. Endlich angekommen in unserer neuen WG mussten die Möbel aufgebaut und die Koffer ausgepackt werden, erste Einkäufe im hiesigen Supermarkt getätigt werden, die Miete gezahlt und to-do-Listen geschrieben werden. Nebenbei hatten wir Zeit die Stadt zu erkunden – mit dem Fahrrad, da wir glücklicherweise die 3 Fahrräder der Freiwilligen zuvor übernehmen konnten – und schon einmal ein paar neue Lieblingsorte, wie die vielen Parks, zu entdecken. Dank des freien wlans waren diese außerdem sehr nützlich bei der Kontaktaufnahme mit unseren Familien, da wir so schnell erstmal kein wlan in unserer WG hatten.

 

Zusammenfassend: Ein entspanntes erstes Wochenende – genau das, was wir nach den ersten aufregenden Tagen in Quito nun auch mal wieder brauchten, um uns noch mehr auf die Arbeit, die am kommenden Mittwoch beginnen sollte, zu freuen.

 

 

2 – (09. und 10.09.) – Otavalo und Laguna de Yahuarchocha

 

Ein Vorteil unserer Heimatstadt Ibarra ist die Nähe zu Otavalo. Der große Markt dort ist wirklich eine kleine Welt für sich! Nach 30 Minuten Busfahrt kann man durch die unzähligen Gänge zwischen den Ständen auf dem großen Marktplatz schlendern. Samstags breiten diese sich dann auch noch in den angrenzenden Seitenstraßen und Gassen aus und alles ist voller Pullover und Decken aus Lama oder Alpaka Fell und handgefertigtem Schmuck. Oke, eigentlich gibt es auch noch so ziemlich alles andere dort – Essen (roh oder schon genussbereit), Lederware, Stofftiere, Schachbretter (Incas gegen Spanier - selbstverständlich), Kettenanhänger oder einfach nur kleinen Krimskrams, der wirklich schön aussieht. Hierher werden wir definitiv noch einige Male fahren, ich brauche nämlich noch eine Decke und vor allem einen super weichen Pullover – das erste Mal haben wir hier jetzt nur mal Preise verglichen, um aufgrund unserer Haut- und Haarfarbe nicht allzu sehr über den Tisch gezogen zu werden. Aber ein erstes Armband als WG und ein Anhänger für meinen Piercing mussten dann doch sein …

 

Am Sonntag sind wir dann etwas an der Laguna de Yahuarcocha, die direkt neben Ibarra liegt, „gewandert“. Also eigentlich haben wir einen Weg nach oben gesucht und sind diesem dann ein paar Stunden gefolgt, bis wir nicht mehr weiterkamen, da wir in einer Art Obstplantage gelandet waren. Aber die Aussicht war trotzdem toll und man muss ja immer erstmal „klein anfangen“.

 

Sehr beliebt in dieser ersten Zeit unserer WG und vor allen an den Wochenenden waren auch unsere Filmabende zu dritt auf unserem „Matratzen-Sofa“ und dazu wurden dann Nudeln oder Reis aus der Pfanne gegessen. Denn natürlich gilt: Je weniger benutztes Geschirr – desto weniger zu spülen. Diese Weisheit, die ich schon aus meiner Zeit am Hansenberg verinnerlicht habe, hat sich auch hier schnell breit gemacht.

 

Zusammenfassend: Seid Ihr mal in Ecuador, lasst Platz in Euren Koffern und besucht Otavalo!

3 – (16. und 17.09.) – Mompiche

 

Nach unserer ersten richtigen Arbeitswoche war uns nach Erholung und einem richtigen kleinen Urlaub. Nicht, weil die Arbeit schon zu anstrengend gewesen war, sondern einfach so für’s Gefühl. Also beschlossen wir am Freitagabend um 21 Uhr mit dem Bus nach Mompiche, einem kleinen Dorf an der Nordküste, zu fahren. Von Ibarra aus fährt kein direkter Bus, also fuhren wir mit Zwischenstopp in Atacames, einem anderen Küstenort. Das Timing dieser Reise war nicht das beste, denn wir kamen nachts um 3 Uhr in Atacames an und mussten dann dort in dem kleinen Warteraum der Busstation warten, bis um halb 7 der erste Bus nach Mompiche fuhr. Diese Wartezeit war wirklich anstrengend, denn sowohl Deckenventilator als auch Fernseher, liefen zu laut, als dass man nochmal hätte schlafen können und wir waren auch nicht mit Decken und Schlafmatten ausgestattet, wie unsere einheimischen Mitreisenden, die solche Wartezeiten wohl schon gelernt hatten zu überbrücken. Man muss aber auch einen kleinen Lichtblick erwähnen, denn eigentlich hätten wir bis 8 Uhr warten müssen, um uns unser Ticket zurück nach Ibarra kaufen zu können (das sollte man nämlich immer lieber gleich machen und nicht erst dann, wenn man zurückfährt …). Aber da ich mehrmals den älteren Herrn der Buskette, der in einem kleinen Nebenzimmer schlief, weckte und ihm sowohl unsere Dringlichkeit als auch unsere recht anstrengende und missliche Lage versuchte zu erklären, stellte er uns schon um kurz nach 6 unsere Tickets für Sonntag aus. Ich hatte dann am Sonntag, als wir ihn in Atacames wiedertrafen, auch tatsächlich das Gefühl, dass er sich freute uns wohlbehalten wieder zu sehen (und ich ihn jetzt nicht noch einmal nerven musste).

 

Aber dazwischen lagen ja erstmal noch 2 mehr oder weniger ereignisreiche Tage. Als wir dann endlich gegen halb 9 in Mompiche ankamen, liefen wir erstmal ans Meer. Dieses war nicht schwer zu finden, da die (unbefestigte und lehmige) Hauptstraße von Mompiche genau darauf zu lief und man den Pazifik schon beim Aussteigen aus dem Bus sehen konnte. Nachdem wir uns im „Hostel-Viertel“ dann eine Unterkunft für die nächste Nacht gesucht hatten, unsere Sachen untergebracht und uns umgezogen hatten – endlich eine kurze Hose, T-Shirt und FlipFlops (so langsam kam dann doch noch das Urlaubsfeeling, dass wir uns gewünscht hatten) – gingen wir los zum Strand. Mompiche ist wirklich nur ein Dorf (laut Reiseführer 300 Einwohner) aber während der Surfsaison hier berühmt und voller Wellenreiter, die sich am mehrere Kilometer langen Sandstrand tummeln. Diesen liefen wir entlang und genossen einfach mal die Ruhe und die Entspannung, die diese Natur und die Menschen dort ausstrahlten. Trotz leichtem Nieselregen zwischendurch und bewölktem Himmel, verbrachten wir hier unseren Samstag, denn am Sonntag wollten wir dann ausgeruht zum „schwarzen Strand“ laufen und gerne auch rüber auf die nah gelegene Isla Portete fahren.

 

Doch leider beschlossen Swantje und ich uns nach unserem leckeren Abendessen im Nachbarhostel noch jeweils einen Caipirinha zu bestellen, dass Lukas sein Bier nicht alleine trinken musste. Ich hatte danach wirklich keine schöne Nacht und auch am nächsten Morgen ging es mir nicht wirklich gut, sondern fühlte mich den ganzen Tag sehr schlapp und hatte immer noch leichte Katererscheinungen. Swantje ging es leider noch schlechter und an unseren Ausflug an diesem Sonntag war nicht zu denken, weshalb Lukas sich alleine auf den Weg machte und wir anderen beiden uns einen Tag in den Hängematten des Hostels genehmigten und schon mit ein wenig Grauen die Busfahrt zurück nach Ibarra erwarteten. Gut ging es uns immer noch nicht und wir hatten bestimmt schon schönere 8 Stunden erlebt, aber als wir nach den beiden Busfahrten und einem weiteren 3 stündigen Aufenthalt in Atacames endlich morgens um halb 5 in Ibarra ankamen, waren wir zwar froh, aber auch einfach ziemlich erschöpft und am Ende. Wir legten uns zuhause noch einmal kurz hin und krochen um 6 Uhr zur Arbeit …

 

Zusammenfassend: Wir werden noch einmal nach Mompiche fahren. Es war wohl nicht die beste Idee nach 3 Wochen Aufenthalt in Ecuador an die Küste zu fahren, da dort auch generell noch andere Standards herrschen und unser Unwohlbefinden wohl einfach an verunreinigtem Leitungswasser gelegen haben könnte.
Der Strand war toll. Das Hostel auch.

4 und 5 – (23. und 24.09. und 30.09. und 01.10.) – Ibarra (con sus fiestas)

 

Nach unserer ersten richtigen Reiseerfahrung des vergangenen Wochenendes war unsere Motivation wieder in einen Fernbus zu steigen etwas gesunken und so kamen uns die Fiestas de Ibarra ( = die Festlichkeiten von Ibarra) ganz recht als Grund diese beiden Wochenenden mal hier zu verbringen und unsere Stadt, ihre Tradition und Menschen etwas besser kennen zu lernen. Freitag gingen wir mit zwei Freunden aus dem Salsa Kurs zum Pregong, einem 4 stündigen riesigen Festzug durch die Stadt, bestehend aus verschiedenen Tanz- und Musikgruppen, sowie diversen bunt geschmückten Wagen mit diversen winkenden Königinnen darauf. Am Samstag wollten wir dann auf einer der vielen Fiestas in der Stadt feiern gehen, aber davor ging es erst noch einmal zu den warmen Quellen und den dazugehörigen Schwimmbädern von Chachimbiro ca. eine Stunde mit dem Auto von Ibarra entfernt. Nach 3 Stunden im 42 Grad warmen Becken, während es an der Luft ungefähr 10 Grad hatte, fühlten wir uns entspannt genug, um in einen Salsa Club zu gehen.

 

Auf dem Weg zurück machten wir noch einen Abstecher zum Arcángel ( = Erzengel), der über die Stadt wacht und genossen den Ausblick und die Musik der Fiesta, die hier oben ebenfalls stattfand. Im Salsa Club brauchten wir dann trotz unserer ecuadorianischen Begleiter eine Weile, bis wir uns wirklich wohlfühlten, da wir die einzigen blonden Mädels waren und dementsprechend auffielen und etwas fragend beäugt wurden … aber letztendlich haben wir es überlebt, hatten dann auch noch Spaß und meine monatelange Vorbereitung anhand des Hörens spanischer Reggaetón Musik zahlte sich aus, als ich jedes Lied mitsingen konnte!

 

Am zweiten Wochenende der Fiestas fanden dann im größten Park der Stadt auf mehreren Bühnen jeden Abend Konzerte statt. Man muss sagen, die Stimmung dort war auch wirklich einfach mitreisend, als ca. 1000 Leute alle Lieder eines (scheinbar sehr bekannten) Sängers aus Panama mitsingen konnten und sich zu dieser Musik bewegten, als hätten sie noch nie etwas anderes getan.

 

Zusammenfassend: Wir brauchten diese 2 sehr entspannten Wochenende einfach mal und konnte einiges an Schlaf nachholen, das wir während unserer Arbeitstage hatten liegen lassen. Aber viel wichtiger war natürlich, dass wir nun noch einmal mehr hier angekommen sind und auch ohne stundenlanges Verreisen einiges sehen und erleben konnten. (Mal sehen, wie bald wir uns wieder in einen Salsa Club trauen …)